Zwischen ewig und jetzt

Als ich das Cover von “Zwischen ewig und jetzt” sah, wurde ich neugierig. Ich mag diesen Stil der Gestaltung sehr. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht. Trotzdem war ich ein bisschen hin- und hergerissen, ob es ein Buch für mich ist. Denn ich hätte nach dem Klappentext weniger Seiten erwartet. Dieser ist nämlich leider etwas irreführend. “Zwischen ewig und jetzt” ist nicht einfach eine Liebesgeschichte, im Grunde geht es noch um etwas ganz anderes.

Julia kommt in eine neue Stadt an eine neue Schule. Im Gepäck eine von Lügen geschwängerte Vergangenheit. Aber das hilft ihr, sich unter Vorgabe falscher Tatsachen der hippen Clique reicher Teenager anzuschließen und mit dem süßen Felix anzubändeln. Allerdings hat ihr eigentlich der unnahbare Niki den Kopf verdreht, den alle meiden. Als ihr Opa stirbt, kommt sie hinter Nikis Geheimnis, der mit den Toten spricht. Er hat eine Nachricht von ihrem Opa. Dieser will seiner Enkelin mitteilen, dass noch ein Testament ihres Vaters existiert. Allerdings ist es anderen Mächten und Personen daran gelegen, ebenso an den Nachlass zu kommen. Julia bittet Niki um Hilfe und verstrickt sich neben den ganzen Geistern auch in eine Dreiecksbeziehung.


Erster Satz: Auf dem Innenhof habe ich ihn gesehen, noch vor allen anderen, und mich sofort verliebt.

 

 

Idee: Wäre es eine reine Liebesgeschichte, würde der Reiz fehlen. Auch wenn die Umsetzung mich nicht ganz umgehauen hat, ist der gruselige Aspekt dieser Geschichte von der Idee her gut.

 

Plot: Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, wobei mir der Schnitt zwischen ersten und zweitem Teil noch am deutlichsten und passendsten aufgefallen ist. Die Handlung beginnt sehr gemächlich und man findet sich zusammen mit Julia erst mal in ihrem neuen leben zurecht. Bis zu dem Tod ihres Opas wirkt alles noch wie eine locker, flockige Teenagergeschichte. Dann aber kommt der mystische Aspekt dazu und letztendlich auch der gruselige. Dadurch, dass man vom Klappentext her eine Liebesgeschichte erwartet, war ich doch sehr überrascht, welche Wendung das Buch nimmt. Ich hätte mir all dass, was zum Showdown führt, etwas ausführlicher gewünscht. Da war doch etwas zu viel Tempo und ich hatte etwas Mühe es richtig auf die Reihe zu bekommen. In sich wurde aber an allen Fäden schlüssig gezogen.

 

Schreibstil: Es ist als Ich-Erzähler aus Julias Sicht im Präsens geschrieben. Was sicher gut ist, weil man so sehr nah an Julia herankommt. Besonders fand ich die Dialoge. Denn Marie Lucas spart sich häufig diese Zusätze wie “sagte er” usw. Ich mag das ganz gerne in Dialogen, weil es die Sache dynamischer macht. Auch wenn man stellenweise bei Nikis einseitigen Dialogen mit den Geistern etwas verwirrt ist, finde ich diese doch gut gelungen. Erstaunt war ich über den sehr guten Lesefluss, sodass die 464 Seiten nur so dahinfliegen. Auch wenn ich nicht restlos von der ganzen Geschichte überzeugt war, wollte ich doch immer weiterlesen und wissen, wie die Geschichte ausgeht.

 

Charaktere: Insgesamt finde ich es richtig toll, wie Marie Lucas die Charaktere transportiert hat. Endlich mal Protagonisten, die sich ihrem Alter entsprechend verhalten. Mit all den Zweifeln und Dingen, die man sich selbst vormacht. Besonders bei Julia kommt das durch die Ich-Perspektive voll zur Geltung.

Ich bin kein Fan von Dreiecksbeziehungen und ich hab mich so manches Mal gefragt, wann Julia es endlich merkt. Wenn ich aber bedenke, wie alt die Protagonisten sind und für welche Zielgruppe das Buch geschrieben ist, finde ich sie richtig gut. Denn Julia hat für beide Jungs Gefühle und schwankt lange. Mir persönlich hat Niki besser gefallen. Ich mag einfach das Lippenpiercing. Felix war mir etwas zu “korrekt”. Was sehr spannend war zu sehen, wie die Jungs miteinander interagieren. Sie buhlen um das Mädchen und eigentlich sind sie jahrelang die besten Freunde gewesen.

Der Antagonist ist lange als solcher nicht zu erkennen und eigentlich hätte ich ihm in der bösen Rolle mehr Raum gewünscht. Zu kurz ist sein Auftreten am Schluss.

Als Nebencharakter muss ich Nikis Vater nennen. Der griechische Bestatter hat mich einfach zum Schmunzeln gebracht.

 

Hintergrund: Ich habe mich in einem Teenagersetting wiedergefunden. Die Geschichte spielt in Deutschland und auch das kam so rüber. Selbst die Clique der reichen Kids wirkte für mich authentisch. Auch die Geistergeschichte ist schlüssig und ich bin mir fast sicher, dass Marie Lucas in paranormaler Literatur recherchiert hat.

 

Fazit: Ich war nicht vollends überzeugt und bin immer noch hin- und hergerissen. Lange musste ich über die Rezension nachdenken. Mir war der Schluss zu kurz und im Allgemeinen entwickelt sich die Gruselgeschichte immer mehr in Kontrast zur Liebesgeschichte. Letztendlich wurde ich jedoch gut unterhalten und trotz der Länge kam ich schnell durch.

Ein wunderbares Buch, vor allem für Jugendliche und all jene, die nicht nur schwärmen, sondern zur Abwechslung auch einmal gruseln wollen.

Quelle: http://aislingbreith.de/2013/03/19/zwischen-ewig-und-jetzt